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Psychische Belastung in der Tiermedizin: Wenn Helfende selbst Hilfe brauchen

Tierärztinnen und Tierärzte stehen täglich vor emotionalen Herausforderungen: Sie begleiten Tiere oft über Jahre und müssen in kritischen Momenten schwierige Entscheidungen treffen. Gleichzeitig sehen sie sich mit einem wachsenden Tierärztemangel, überhöhten Erwartungen von Tierhaltern und zunehmender Arbeitsbelastung konfrontiert. Diese Faktoren führen zu einer alarmierenden Zunahme psychischer Belastungen innerhalb der Berufsgruppe.





Emotionale Herausforderungen im Berufsalltag

Die enge Bindung zu den behandelten Tieren macht Entscheidungen über Leben und Tod besonders belastend. Das Einschläfern eines langjährigen tierischen Patienten ist nicht nur für die Besitzer, sondern auch für die behandelnden Tierärzte eine emotionale Ausnahmesituation. Sie müssen nicht nur ihre eigenen Gefühle bewältigen, sondern auch den trauernden Tierhaltern beistehen.


Arbeitsüberlastung durch Fachkräftemangel

Ein weiterer Stressfaktor ist der zunehmende Mangel an Tierärztinnen und Tierärzten. Die vorhandenen Fachkräfte müssen ein erhöhtes Arbeitspensum bewältigen, was zu Überstunden und Erschöpfung führt. Besonders in ländlichen Regionen ist die Versorgungslage kritisch, und Notfälle können nicht immer zeitnah behandelt werden.


Umgang mit überhöhten Erwartungen und Aggressionen

Tierhalter haben durch den medizinischen Fortschritt hohe Erwartungen an die Behandlungsmöglichkeiten. Gleichzeitig führen hohe Behandlungskosten und Wartezeiten zu Frustration, die sich nicht selten in aggressivem Verhalten gegenüber dem Praxispersonal äußert. Dieses Spannungsfeld erhöht den psychischen Druck auf die Tierärztinnen und Tierärzte zusätzlich.


Alarmierende Studienergebnisse

Studien zeigen, dass Tierärztinnen und Tierärzte ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen haben. Laut einer Untersuchung des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim empfinden nur 49 % der befragten Tierärzte ihren Beruf als wertgeschätzt. Zudem berichten viele von Depressionen und Suizidgedanken. Eine Studie der Freien Universität Berlin und des Universitätsklinikums Leipzig bestätigt diese besorgniserregenden Zahlen.


Initiativen zur Unterstützung

Um den betroffenen Fachkräften zu helfen, wurde der Verein VETHiLFE e.V. gegründet. Ab dem 1. Juni 2025 bietet der Verein eine anonyme Telefonhotline an, die speziell für tiermedizinisches Personal eingerichtet wurde. Geschulte Freiwillige aus der Branche stehen den Anrufenden unterstützend zur Seite. Diese Peer-to-Peer-Beratung soll den Betroffenen das Gefühl geben, verstanden und nicht allein zu sein.Thieme Vet+9Thieme Vet+9VETHiLFE+9Thieme Vet+5Boehringer Ingelheim+5VETHiLFE+5VETHiLFE


Zukunftsperspektiven

Die Bundestierärztekammer hat eine Zukunftskommission ins Leben gerufen, die Lösungen für die psychischen Belastungen in der Tiermedizin erarbeiten soll. Erste Ergebnisse werden im Oktober erwartet. Ziel ist es, strukturelle Veränderungen herbeizuführen, um die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern und die mentale Gesundheit der Fachkräfte zu stärken.


Fazit

Die psychische Belastung in der Tiermedizin ist ein ernstzunehmendes Problem, das umfassende Maßnahmen erfordert. Neben kurzfristigen Unterstützungsangeboten wie der VETHiLFE-Hotline sind langfristige strukturelle Veränderungen notwendig, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die mentale Gesundheit der Tierärztinnen und Tierärzte zu schützen.TFA Wissen+8VetStage+8Artikel+8


Quellen

 
 
 

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