Die Tierklinik Düsseldorf – ein Name, der seit fast 50 Jahren für Tiermedizin auf höchstem Niveau steht – hat einen neuen Eigentümer: Der Praxisverbund Anicura, Tochter des US-Konzerns Mars, übernimmt das bekannte Familienunternehmen in Mörsenbroich. Damit endet eine lange Ära, die mit der Gründung durch Rainer Krauß 1976 begann. Die Reaktionen auf die Übernahme sind gemischt: Während Klinikchef Maximiljan Krauß die Entscheidung für Wachstum und Arbeitsplatzsicherheit verteidigt, fürchten Kritiker steigende Preise und eine Kommerzialisierung der Tiermedizin.
Ein Familienbetrieb mit Geschichte
Was vor fast 50 Jahren als kleine Ein-Mann-Praxis begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zur größten Kleintierklinik Nordrhein-Westfalens mit jährlich mehr als 10.000 Patienten. Tumor-Operationen, Kreuzbandrisse bei Hunden oder komplexe Herzprobleme: Die Tierklinik an der Münsterstraße deckt das komplette Spektrum modernster Tiermedizin ab. Acht spezialisierte Abteilungen von der Anästhesie bis zur Radiologie sorgen für Versorgung auf Top-Niveau.
Unter der Leitung von Maximiljan Krauß, der die Klinik vor Jahren von seinem Vater übernahm, wuchs das Unternehmen stetig. Heute beschäftigt der Betrieb 94 Mitarbeiter, darunter 36 Tierärzte. Eine besondere Reputation genießt die Klinik in der Behandlung von Vögeln und Reptilien, die von Haltern aus ganz Deutschland hierher gebracht werden.
Warum der Verkauf an Anicura?
Maximiljan Krauß, ein erfahrener Tierchirurg, stellt klar: Das Angebot von Anicura war nicht nur finanziell attraktiv, sondern bot vor allem Sicherheit für die Mitarbeiter und den Standort Düsseldorf. „Man weiß nicht, wie sich die Verhältnisse in Deutschland entwickeln werden“, sagt Krauß und spielt damit auf wirtschaftliche Unsicherheiten sowie die verfehlte Energiepolitik der Bundesregierung an.
Krauß sieht in der Zusammenarbeit mit Anicura große Chancen: Mehr Wachstum, eine Erweiterung des medizinischen Angebots und neue Arbeitsplätze. Bereits im April 2025 soll eine zusätzliche Etage in der Klinik erschlossen werden – zehn neue Behandlungsräume, eine größere Intensivstation und erweiterte Mitarbeiterbereiche sind geplant. Krauß betont, dass er langfristig
vor Ort bleiben wird: „Ich will hier in Rente gehen.“
Kritik an der Übernahme
In den sozialen Medien fielen die Reaktionen gemischt aus. Besonders die Befürchtung steigender Preise nach dem Verkauf an den großen Konzern wird vielfach geteilt. Ein Kunde schilderte, für eine Über-Nacht-Behandlung seines Kaninchens 800 Euro bezahlt zu haben und sieht die Gefahr, dass Behandlungen künftig teurer werden. Kritische Stimmen wie die des bekannten Ulmer Tierarztes Ralph Rückert, der Verbünden wie Anicura schon länger Profitgier vorwirft, sind ebenfalls präsent. Eine Sprecherin von Anicura widerspricht: „Wir werden die Preise nicht erhöhen. Für uns steht die tiermedizinische Versorgung im Mittelpunkt.“
Auch Maximiljan Krauß bleibt optimistisch und sieht keinen Nachteil durch die Übernahme: „Im Gegenteil, das Angebot wird sich verbessern und wachsen.“
Neue Chancen durch Anicura
Für die Zukunft sind die Pläne der Tierklinik ambitioniert. Mit der Unterstützung von Anicura will man nicht nur die Mitarbeiterzahl bis Ende des Jahrzehnts auf 150 aufstocken, sondern auch die Vielfalt der Fachbereiche weiter ausbauen. Ziel sei es, die fachlich spezialisierteste Klinik des Landes zu werden.
Die Corona-Lockdowns haben das Tieraufkommen in Düsseldorf ohnehin steigen lassen – allein die Anzahl der Hunde hat seit 2019 um mehrere Tausend zugenommen. Die Nachfrage nach hochspezialisierter medizinischer Versorgung für Haustiere ist entsprechend gewachsen.
Fazit: Ein Schritt in die Zukunft mit Herausforderungen
Mit der Übernahme der Tierklinik Düsseldorf durch Anicura endet zwar eine lange Tradition als Familienunternehmen, doch es öffnen sich auch neue Chancen. Sicherheit für Arbeitsplätze, besseres medizinisches Angebot und Wachstum stehen auf der einen Seite – auf der anderen bleibt die Skepsis hinsichtlich steigender Kosten und der Rolle großer Konzerne in der Tiermedizin.
Tierhalter in Düsseldorf und Umgebung werden aufmerksam verfolgen, wie sich die Übernahme in den kommenden Monaten entwickelt. Doch Maximiljan Krauß bleibt zuversichtlich: „Unsere Klinik ist gut aufgestellt, und das soll auch in Zukunft so bleiben.“
Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel: https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-tierklinik-wird-an-anicura-verkauft-chef-erklaert-gruende_aid-122037433
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